Nachlese: Expert:innengespräch zu partizipativen Budgets in Österreich.

„Das Besondere an partizipativen Budgets ist, dass die Umsetzung schon im Format selbst angelegt ist.“ hob Barbara Ruhsmann (ÖGUT) zu Beginn des Expert:innengesprächs eine Besonderheit der Methode hervor. Während viele Beteiligungsinstrumente nach der Ideenfindung enden, garantieren partizipative Budgets, dass Projekte tatsächlich realisiert werden. Genau darin liegt ihre Stärke – und ihr Mehrwert für Gemeinden und Städte.
Jugendbudgets als Demokratie zum Anfassen
Besonders intensiv wurde über Jugendbudgets gesprochen. Benjamin Schmid (Junges Wien – Koordinationsstelle Wiener Kinder- und Jugendstrategie) berichtete von den Erfahrungen mit der Wiener Kinder- und Jugendmillion und machte deutlich: Wenn Jugendliche ihre Ideen nicht nur einbringen, sondern auch umgesetzt sehen, entsteht Begeisterung und Verantwortungsbewusstsein.
Die Themen reichen von ganz alltagsnahen Anliegen – etwa Unterstützung beim Schulstart – bis hin zu Forderungen nach mehr Klimaschutz. Lisi Nagy (Südwind) hob hervor, dass Jugendbudgets dabei besonders inklusiv wirken: Sie erreichen junge Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialem Hintergrund und fördern so demokratisches Verständnis und Teilhabe. Gleichzeitig entwickeln Jugendliche Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikation oder Konfliktlösung und erleben Selbstwirksamkeit.
Qualität und Fairness
Martin Lackner (WU Wien) brachte die wissenschaftliche Perspektive ein. Er betonte, dass die Regeln der Abstimmung entscheidend sind: Derzeit werden meist die populärsten Projekte umgesetzt, während andere Ideen, die ebenfalls genügend Stimmen erreichen, oft unberücksichtigt bleiben. Im Rahmen eines Forschungsprojekts arbeitet er mit seinem Team an Verfahren, die auch Minderheitenpositionen sichtbar machen. Damit können mehr Vorschläge verwirklicht werden, die Vielfalt steigt, und die Glaubwürdigkeit des Formats wird gestärkt.
Verankerung und Wirkung
Warum gibt es in Österreich noch vergleichsweise wenige partizipative Budgets? Bei den Expert:innen war klar: Der administrative Aufwand für Verwaltungen ist hoch. Gleichzeitig liegen die positiven Effekte auf der Hand – mehr Engagement, stärkerer sozialer Zusammenhalt, innovative Projekte, die das Leben in Gemeinden und Städten bereichern.
Eine Möglichkeit: Damit das Format österreichweit Fuß fassen kann, müssen diese Wirkungen systematisch erforscht und messbar gemacht werden. Was Bürger*innen und Verwaltung als Gewinn erleben, muss für politische Entscheidungsträger belegbar sein.
Fazit
Das Expert:innengespräch machte deutlich: Partizipative Budgets sind ein starkes Instrument für gelebte Demokratie, Inklusion und Innovation. Besonders Jugendbudgets haben das Potenzial, in Österreich einen neuen Impuls für Beteiligung zu setzen.
Jetzt gilt es, die Erfolge sichtbar zu machen – und den Mut aufzubringen, das Format häufiger einzusetzen.
Weitere Informationen:
- https://partizipatives-budget.at/
- https://partizipation.at/methoden/partizipatives-budget/
- https://junges.wien.gv.at/jungeswien/
- https://research.wu.ac.at/de/projects/citizen-centered-democratic-innovation-understanding-citizen-pref
- https://www.suedwind.at/projekt/yupad/